Zwischen Arbeit, Familie und Erwartungen – Wenn Funktionieren zur Daueraufgabe wird
Berufstätig sein, Eltern sein, funktionieren.
Für viele Menschen ist das längst kein Balanceakt mehr – es ist ein permanenter Zustand zwischen Überforderung, Verantwortungsgefühl und Selbstzweifel.
In einer Zeit, in der Leistungsbereitschaft, Selbstoptimierung und Flexibilität als selbstverständlich gelten, geraten immer mehr Menschen an ihre Grenzen.
Die vielen Anspruchsgruppen um uns herum
Wer heute arbeitet und Familie hat, steht oft inmitten eines unsichtbaren Netzwerks aus Erwartungen:
👶 Die Kinder, die Aufmerksamkeit, Geduld und emotionale Präsenz brauchen.
👵 Die Angehörigen, die vielleicht Unterstützung oder Pflege benötigen.
🏢 Der Arbeitgeber, der Flexibilität, Belastbarkeit und Effizienz erwartet.
🌍 Die Gesellschaft, die Leistung und ständige Verfügbarkeit belohnt.
🧍♀️ Man selbst, mit dem inneren Anspruch, allem gerecht zu werden.
Diese vielen Stimmen – von außen und von innen – erzeugen einen Druck, der kaum auszuhalten ist.
Wenn der Anspruch zur Last wird
Viele Menschen, die zu uns kommen, glauben, sie seien krank, weil sie erschöpft, gereizt oder leer sind.
Doch oft ist es nicht allein die Erkrankung, die sie belastet – es ist das System der Erwartungen, in dem sie leben.
Denn wer versucht, allen Ansprüchen gleichzeitig gerecht zu werden, verliert irgendwann sich selbst.
🌀 Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Angst oder depressive Verstimmungen sind häufig keine „Schwächen“,
sondern verständliche Reaktionen auf eine Welt, die kaum mehr Pausen zulässt.
Wenn zur Belastung noch ein Rucksack dazukommt
Für viele unserer Klientinnen und Klienten kommt zur allgemeinen Überforderung noch etwas hinzu –
eine psychiatrische Diagnose, eine Traumafolge, eine Suchterkrankung, ein langer Leidensweg.
Das heißt:
Sie kämpfen nicht nur mit den äußeren Anforderungen,
sondern auch mit den inneren Kräften, die sie täglich aufbringen müssen, um überhaupt mitzumachen.
Gerade deshalb ist es wichtig, zu verstehen:
👉 Es ist nicht die Diagnose, die überfordert – es ist die Welt, die kaum Raum lässt, krank oder einfach erschöpft zu sein.
Was helfen kann
🌿 Anerkennen, was ist.
Sich eingestehen, dass die Anforderungen zu hoch sind – und dass das kein persönliches Versagen ist.
🌿 Prioritäten neu ordnen.
Nicht alles muss gleichzeitig gelingen. Es darf auch etwas liegen bleiben.
🌿 Unterstützung annehmen.
Ob Familie, Freunde oder professionelle Hilfe – niemand muss allein durchhalten.
🌿 Sich selbst Mensch sein lassen.
Nicht perfekt, nicht stark, nicht immer belastbar – sondern einfach da, mit dem, was gerade ist.
Fazit
Die Herausforderungen unserer Zeit treffen alle – auch gesunde Menschen.
Aber wer zusätzlich einen „Rucksack“ trägt, braucht nicht mehr Druck, sondern mehr Verständnis.
Wir bei der Psychosozialen Spitex sehen täglich, wie wichtig es ist, Räume zu schaffen,
in denen Menschen aufatmen dürfen – ohne funktionieren zu müssen.
Denn Heilung beginnt dort, wo Druck aufhört und Menschlichkeit wieder Platz findet.




