Einsamkeit an Feiertagen

Feiertage ohne Familie – Warum Ostern und Weihnachten nicht für alle eine glückliche Zeit sind

Ostern, Weihnachten, Feiertage – für viele Menschen bedeutet das eine Zeit voller Freude, Begegnung mit Familie oder Freunden und gemeinsamer Rituale. Doch was ist mit jenen, die keine Familie haben, keinen Kontakt mehr zur Familie pflegen oder die schlicht isoliert leben?

Gerade in der psychosozialen Spitex begegnen wir Menschen, für die Feiertage oft besonders schmerzlich sind – weil dann die Einsamkeit besonders deutlich spürbar wird.

Wenn Feiertage zur emotionalen Belastung werden

Viele Klient:innen empfinden Feiertage nicht als Pause oder als Gelegenheit zur Erholung, sondern als Stressfaktor, der Gefühle wie Trauer, Isolation oder sogar Hoffnungslosigkeit verstärkt.

Dabei spielt es keine Rolle, ob jemand freiwillig oder unfreiwillig alleine lebt – Einsamkeit kann tief sitzen und über Feiertage hinaus anhalten.

Warum Feiertage für viele Menschen schwer sind:

  • Familiäre Konflikte:
    Manche Menschen haben bewusst keinen Kontakt mehr zur Familie, um sich selbst zu schützen. An Feiertagen wird ihnen oft bewusst, was sie „verloren“ oder nie gehabt haben.

  • Soziale Isolation:
    Wer wenig soziale Kontakte oder Freunde hat, fühlt sich gerade an Feiertagen ausgeschlossen. Social Media und Medien verstärken oft das Gefühl, als Einzige:r allein zu sein.

  • Psychische Erkrankungen & Trauma:
    Feiertage, die mit familiärer Nähe verbunden sind, können alte Traumata oder depressive Verstimmungen verstärken. Erinnerungen an schwierige Lebensphasen können plötzlich sehr präsent sein.

Einsamkeit und Hilflosigkeit, wenn Ämter geschlossen sind

Ein großes Problem während Feiertagen ist, dass viele Unterstützungsangebote, soziale Dienste und Ämter geschlossen haben oder nur stark eingeschränkt erreichbar sind. Das Gefühl, in einer Krise auf sich allein gestellt zu sein, kann dadurch nochmals verstärkt werden.

Was hilft, um diese schwierigen Tage besser zu überstehen?

1. Vorausschauende Planung

Versuche, rechtzeitig Kontakt mit einer Ansprechperson herzustellen, die eventuell auch während der Feiertage erreichbar ist. Kläre frühzeitig, wo es Notfallangebote gibt.

2. Eigene Rituale entwickeln

Feiertage müssen nicht traditionell verbracht werden. Finde persönliche Rituale, die dir guttun: einen Spaziergang, Lieblingsessen, Filme oder Serien, Tagebuchschreiben.

3. Bewusster Umgang mit Social Media

Achte darauf, nicht ständig mit scheinbar glücklichen Familienbildern auf sozialen Netzwerken konfrontiert zu sein. Überlege dir gut, was dir jetzt wirklich hilft.

4. Kontaktmöglichkeiten schaffen

Es gibt Krisentelefone, Online-Beratungen und Chat-Angebote, die auch während der Feiertage erreichbar sind. Es kann helfen, sich diese Angebote vorab herauszusuchen.

Auch wir als psychosoziale Spitex haben eine Verantwortung

Als Fachpersonen sollten wir uns bewusst sein, wie belastend Feiertage für unsere Klient:innen sein können. Wir können:

  • Frühzeitig mit den Klient:innen darüber sprechen, wie sie die Feiertage verbringen.

  • Notfallkontakte bereitstellen und abklären, was in akuten Krisen helfen könnte.

  • Aufmerksam bleiben für subtile Anzeichen von zunehmender Isolation oder psychischer Belastung.

Fazit: Einsamkeit an Feiertagen sichtbar machen

Feiertage bedeuten nicht für alle Menschen Freude und Geborgenheit. Für viele unserer Klient:innen sind sie eine belastende und emotional herausfordernde Zeit. Indem wir das sichtbar machen und bewusst ansprechen, nehmen wir diesen Menschen einen Teil ihrer Last.

Denn Einsamkeit tut weh – besonders, wenn alles um einen herum scheinbar glücklich ist.
Lasst uns aufeinander achten – gerade an diesen Tagen.

© 2023 Psychosoziale Spitex GmbH