Funktionalität und Freezing

Funktionalität und Freezing – Wenn das Leben wie eingefroren wirkt

Viele Menschen kennen das Gefühl, innerlich blockiert zu sein. Sie wollen handeln, sprechen, sich bewegen – und doch geht nichts mehr. Dieses Phänomen nennt man im Fachkontext Freezing. Es ist eine Reaktion des Nervensystems auf Überforderung, die mit äußerlicher Funktionalität verwechselt werden kann.


Definition: Was bedeutet Freezing?

Freezing (dt. „Einfrieren“) ist eine traumabezogene Stressreaktion.
Neben „Fight“ (Kampf), „Flight“ (Flucht) und „Fawn“ (Anpassung) gehört Freezing zu den typischen Überlebensreaktionen des Nervensystems.

👉 Im Zustand des Freezings fährt das Nervensystem auf ein Minimum herunter.
👉 Körper und Psyche erstarren, Gefühle und Handlungsimpulse werden blockiert.

Betroffene erleben sich wie abgeschnitten – sie funktionieren vielleicht äußerlich noch, aber innerlich ist alles eingefroren.


Wie entsteht Freezing?

Freezing tritt auf, wenn Gefahr oder Überforderung erlebt wird und weder Kampf noch Flucht möglich erscheinen. Das Nervensystem reagiert dann mit Erstarrung, um zu überleben.

Häufige Ursachen:

  • Traumatische Erfahrungen (besonders in Kindheit und Jugend)

  • Chronischer Stress und Überlastung

  • Situationen, in denen man hilflos ausgeliefert ist

  • Trigger, die alte Erinnerungen aktivieren

Freezing ist also keine „Schwäche“, sondern ein biologischer Schutzmechanismus.


Typische Anzeichen von Freezing

🔹 Plötzliche innere Leere, Taubheit oder Starre
🔹 Gefühl, handlungsunfähig oder blockiert zu sein
🔹 Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen
🔹 Körperliche Symptome wie Muskelanspannung oder Atemstocken
🔹 Funktionieren im Alltag, aber ohne inneren Kontakt

Viele Betroffene berichten:
„Ich mache noch alles, was erwartet wird – aber ich bin nicht wirklich da.“


Funktionalität trotz Freezing

Besonders tückisch: Nach außen hin wirken Menschen im Freeze oft funktional.
Sie gehen zur Arbeit, erledigen Aufgaben, halten Kontakte. Doch innerlich fühlen sie sich eingefroren.

Das führt häufig zu Missverständnissen: Das Umfeld nimmt an, „es geht doch“, während Betroffene unter starker innerer Belastung leiden.


Was können Betroffene tun?

Freezing lässt sich nicht einfach „wegmachen“. Aber es gibt Wege, sanft wieder ins Spüren und Handeln zu kommen:

Körperwahrnehmung – kleine Übungen wie bewusstes Atmen, sanftes Bewegen oder einen Gegenstand in die Hand nehmen können helfen, im Moment anzukommen.
Sichere Beziehungen – Nähe zu Menschen, die Halt geben, kann den Freeze lösen.
Selbstmitgefühl – erkennen: „Ich bin nicht schwach – mein Körper schützt mich.“
Routinen schaffen – kleine, wiederkehrende Handlungen geben Stabilität.
Professionelle Begleitung – traumasensible Therapie oder psychosoziale Unterstützung können Wege aus dem Freeze öffnen.


Fazit

Freezing ist keine Schwäche, sondern eine Überlebensreaktion.
Es erklärt, warum Menschen manchmal nicht „einfach weitermachen“ können – auch wenn sie nach außen hin funktionieren.

Der erste Schritt ist, das Freeze zu verstehen. Der nächste: behutsam wieder ins Spüren zu kommen. Und dabei zu wissen:
👉 Niemand muss diesen Weg allein gehen.

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