Täterkontakt
Kontakt zu Tätern in der Familie – Warum jeder Weg zählt
In der Arbeit mit traumatisierten Menschen begegnen wir immer wieder einem Thema, das oft schwer zu greifen – und noch schwerer auszuhalten – ist:
👉 Der Kontakt zu Personen, die Gewalt oder Übergriffe ausgeübt haben, besonders wenn sie aus dem engen familiären Umfeld stammen.
Manche Betroffene brechen konsequent jeden Kontakt ab.
Andere halten – trotz allem – eine Form der Beziehung aufrecht.
Und wieder andere schwanken zwischen beidem, oft über viele Jahre.
Es gibt keinen „richtigen“ Umgang mit Täterkontakt
Trauma ist komplex. Familie ist komplex. Und Beziehung zu Menschen, die uns verletzt haben, ist nie eindeutig.
🎭 Manche bleiben in Kontakt, weil sie Hoffnung auf Veränderung haben.
🧩 Andere bleiben, weil sie auf finanzielle oder emotionale Unterstützung angewiesen sind.
🧠 Manche können sich nicht lösen, weil Schuldgefühle, Loyalität oder emotionale Verstrickung tief verwurzelt sind.
💔 Und viele haben schlicht nie erlebt, dass Abgrenzung überhaupt möglich ist.
Andersherum gibt es Menschen, die klar und bewusst den Kontakt abbrechen, um sich zu schützen, sich zu befreien oder sich selbst ernst zu nehmen.
Beides ist erlaubt. Beides ist mutig.
Und: Beides kann schmerzhaft sein.
Warum es so schwer ist, sich zu trennen
Gerade bei familiären Tätern ist die Beziehung oft doppelt gebrochen:
Die Person, die verletzen sollte, war auch die, die schützen sollte.
-
Wer Kontakt abbricht, verliert nicht nur einen Täter – sondern oft auch eine Mutter, einen Vater, ein Geschwisterteil.
-
Wer bleibt, versucht manchmal, wenigstens einen Rest Beziehung zu retten – um nicht das Gefühl zu haben, alles sei falsch gewesen.
Abbruch kann Schuldgefühle auslösen.
Kontakt kann retraumatisierend sein.
Jeder Schritt kostet Kraft.
Wir urteilen nicht – wir begleiten
In unserer Arbeit begegnen wir diesen inneren Kämpfen immer wieder.
Wir sehen nicht nur die Entscheidung – sondern das Ringen davor und danach.
Deshalb gilt für uns:
🧡 Kein Urteil.
🧡 Kein „Du musst loslassen.“
🧡 Kein „Wie kannst du nur den Kontakt halten?“
🧡 Sondern: Raum, um zu fühlen, zu verstehen, zu entscheiden.
Fazit: Jeder Weg ist individuell – und verdient Respekt
Ob du den Kontakt abbrichst oder aufrechterhältst –
ob du dich heute so und morgen anders entscheidest –
ob du ganz sicher bist oder noch suchst:
Du darfst deinen eigenen Weg gehen.
Und du verdienst Begleitung, die dich dabei nicht bewertet, sondern begleitet.




