Muttertag – und wenn die Mutter nicht da sein kann, wie sie möchte?

Muttertag ist für viele ein Tag der Wertschätzung, der Blumen und der liebevollen Worte. Wir feiern Fürsorge, Stärke und bedingungslose Liebe. Doch was, wenn eine Mutter krank ist? Was, wenn sie psychisch oder körperlich belastet ist – und nicht so „da sein“ kann, wie sie es gerne wäre?

In der psychosozialen Arbeit erleben wir immer wieder Mütter, die unter enormem Druck stehen. Sie kämpfen mit Depressionen, Traumafolgestörungen, Burnout oder chronischer Erschöpfung – und gleichzeitig mit der tiefen Sehnsucht, für ihre Kinder einfach „da zu sein“.

Wenn Liebe allein nicht reicht

Viele betroffene Mütter lieben ihre Kinder zutiefst. Doch psychische Erkrankungen und Belastungen können die Fähigkeit beeinträchtigen, emotional präsent zu sein, den Alltag zu organisieren oder konstant verfügbar zu bleiben. Es entsteht ein innerer Konflikt zwischen dem Wunsch nach Fürsorge und den eigenen Grenzen.

Gleichzeitig wachsen Kinder in solchen Situationen oft in einem emotional herausfordernden Klima auf. Sie spüren die Abwesenheit, auch wenn sie nicht immer erklären können, was genau fehlt. Manche übernehmen früh Verantwortung, andere ziehen sich zurück oder entwickeln eigene Strategien, mit der Unsicherheit umzugehen.

Die Unsichtbarkeit der Überforderung

In unserer Gesellschaft werden Mütter oft mit Erwartungen überfrachtet: stark, liebevoll, belastbar, rund um die Uhr verfügbar. Wer diesen Vorstellungen nicht entspricht – sei es aus gesundheitlichen oder psychosozialen Gründen – wird schnell mit Schuldgefühlen, Scham oder Kritik konfrontiert.

Viele Mütter leiden leise. Sie schaffen es, „zu funktionieren“, aber innerlich kämpfen sie – und fühlen sich oft allein mit ihren Ängsten und dem Gefühl, zu versagen.

Was brauchen Mütter in Belastungssituationen?

 

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Entlastung statt Erwartung

 

Es braucht Räume, in denen Mütter nicht stark sein müssen. Wo sie sich zeigen dürfen – erschöpft, überfordert, unsicher – ohne Bewertung.

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Wertschätzung für das, was möglich ist

 

Auch kleine Gesten, auch unperfekte Nähe ist wertvoll. Nicht jede Fürsorge muss ideal sein, um bedeutend zu sein.

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Unterstützung für Kinder und Angehörige

 

Auch Kinder brauchen ein Gegenüber, das ihnen hilft, das Erlebte einzuordnen. Sie brauchen Halt, wenn ihre Mutter gerade keinen geben kann – ohne dass sie die Mutter ablehnen oder verurteilen müssen.

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Fachliche Begleitung

 

Psychosoziale Spitex-Angebote, Therapie oder Entlastungsdienste können Müttern helfen, ihre Rolle mit mehr Sicherheit und innerem Halt wiederzufinden – Schritt für Schritt.

Fazit: Mutter sein heißt nicht, perfekt zu sein

Muttertag ist nicht nur ein Anlass zum Feiern, sondern auch zum Hinschauen. Es ist ein Tag, um anzuerkennen, wie viel Mütter tragen – auch dann, wenn sie nicht immer in der Lage sind, alles zu geben. Und es ist ein Moment, in dem wir betroffenen Familien sagen können: Ihr seid nicht allein.

Denn echte Fürsorge beginnt dort, wo wir aufhören zu urteilen – und anfangen, wirklich hinzusehen.

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