Entstigmatisierung ist keine grosse Theorie – es ist eine alltägliche Haltung.
Stigmatisierung verstehen – Entstigmatisierung leben
Psychische Erkrankungen gehören zum Leben – so wie körperliche Erkrankungen auch.
Und doch: Während ein Beinbruch meist Verständnis und Mitgefühl auslöst, begegnen Menschen mit Depressionen, Angststörungen oder Traumaerfahrungen oft Vorurteilen, Schweigen oder sogar Schuldzuweisungen.
Diese Stigmatisierung ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann selbst zum Hindernis auf dem Weg zur Heilung werden.
Was bedeutet Stigmatisierung?
Stigmatisierung heißt: Menschen werden auf ihre Erkrankung oder Diagnose reduziert.
Sie erfahren Abwertung, Ausgrenzung oder Ablehnung – manchmal offen, manchmal subtil.
Das kann so aussehen:
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„Reiß dich doch mal zusammen, so schlimm ist das nicht.“
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„Mit der kannst du doch nicht arbeiten, die ist psychisch krank.“
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Oder einfach Schweigen und Rückzug, wenn jemand von seinen Problemen erzählt.
Die Folgen von Stigmatisierung
Stigmatisierung verletzt – und sie isoliert.
Viele Betroffene ziehen sich zurück, sprechen nicht über ihre Erfahrungen oder trauen sich nicht, Hilfe anzunehmen.
Das führt oft dazu, dass die eigentliche Belastung noch schwerer wird.
Manchmal wird sogar die Scham über das Stigma größer als die Scham über die Erkrankung selbst.
Entstigmatisierung beginnt im Alltag
Entstigmatisierung heißt: Menschen mit psychischen Erkrankungen als vollwertige, gleichberechtigte Menschen zu sehen.
Es bedeutet, sie nicht auf ihre Symptomatik zu reduzieren, sondern ihre Stärken, ihre Lebensrealitäten und ihre Bedürfnisse anzuerkennen.
Das geht auf vielen Ebenen:
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Sprache: Statt „der Schizophrene“ → „ein Mensch mit Schizophrenie“.
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Zuhören: Erfahrungen ernst nehmen, auch wenn sie schwer verständlich sind.
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Normalisieren: Psychische Krisen sind Teil des menschlichen Lebens.
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Solidarität zeigen: Vorurteile benennen, wenn man sie hört.
Unsere Haltung in der psychosozialen Spitex
Wir begegnen Menschen auf Augenhöhe.
Jeder Mensch ist mehr als seine Diagnose.
In unserer Arbeit heißt das:
🧡 Wir sehen die individuellen Bedürfnisse und Ressourcen.
🧡 Wir schaffen Räume, in denen über psychische Belastungen offen gesprochen werden darf.
🧡 Wir tragen dazu bei, dass Menschen nicht nur Betreuung, sondern auch Anerkennung erfahren.
Entstigmatisierung ist keine große Theorie – es ist eine alltägliche Haltung.
Fazit
Stigmatisierung macht krank – Entstigmatisierung macht Heilung möglich.
Jeder von uns kann dazu beitragen, dass psychische Erkrankungen nicht länger ein Tabu sind.
Denn Würde, Respekt und Verständnis sind keine Extras – sie sind Grundrechte.




